Es war einmal ein Hase. Sein Name war Hoppel und er wohnte mit seiner Familie in einem Hasenbau im Wald. Ostern stand vor der Tür und somit war die Hasenfamilie sehr beschäftigt. Unmengen an Eiern sollten bunt bemalt werden und die Menschenkinder hatten viele Wünsche an die fleißigen Osterhasen. Hoppel stand jeden Tag sehr früh auf, um seine Aufgaben zu erledigen. Schließlich wollte er niemanden enttäuschen und allen eine Freude bereiten. Manchmal war er deshalb auch sehr müde und unkonzentriert und wäre lieber im Bett liegen geblieben. Aber die Zeit drängte, Ostern kam immer näher.
Hoppel war gerade dabei die Farben für die Eier anzurühren, als ihm einer der Farbtöpfe aus den Pfoten kam und die Farbe am ganzen Boden verteilt war. Wütend über sein Ungeschick schimpfte er vor sich hin und ehe er sich versah, rutschte er in der Farbpfütze aus und landete rücklings darin. Das hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt! Die Zeit bis Ostern war ja ohnehin schon so knapp. Kaum hatte er sich aufgerappelt, stürmten Lilly und Sophie herbei, sahen ihren Vater mit rosa gefärbtem Fell und brachen in schallendes Gelächter aus. „Hört auf so blöd zu lachen!“, fuhr Hoppel sie zornig an. „Dafür ist keine Zeit! Holt Tücher und Fetzen und helft mir lieber diese Unordnung zu beseitigen!“ Die Hasenmädchen erschraken über den Ton mit dem ihr Vater mit ihnen sprach. Wortlos halfen sie ihm, suchten danach aber schnell das Weite und gingen ihm von da an lieber aus dem Weg. Sie wussten, Ostern war Vater Hoppel immer gestresst. Nur war leider die Vorbereitungszeit für Ostern eine sehr lange.
Sobald Hase Hoppel seine Eier gefärbt hatte, packte er sie in seinen Korb, schnallte ihn sich auf den Rücken und lief quer durch den Wald, um die gefärbten Eier in der Zentrale abzugeben. Auf dem Weg dorthin traf er Rosi, das scheue Reh. Es stand mitten auf der Lichtung, graste friedlich und genoss die wärmenden Strahlen der Frühlingssonne. Als sie den heran eilenden Hasen sah, hob sie den Kopf und grüßte Hoppel erfreut. Hoppel rief schon von Weitem: „Keine Zeit zum Reden, ich bin im Osterstress, das müssen wir ein anderes Mal nachholen!“ und war schon verschwunden. Enttäuscht schüttelte Rosi den Kopf und dachte bei sich: „Wer weiß, wann ich dich wiedersehe!“
Plötzlich vernahm Rosi quietschende Autoreifen und einen dumpfen Aufprall. Das Herz blieb ihr stehen und sie lief zur nahe gelegenen Straße. Was ihre Augen sahen, war eine Tragödie. Hier lag Hase Hoppel zwischen kaputten Eiern. Er rührte sich nicht und der Korb lag im Graben. Ein Mensch sprang aufgeregt aus dem Auto, schimpfend und sich ärgernd über den Zwischenfall. Hase Hoppel wusste nicht wie ihm geschah. Ein lauter Knall ließ ihn zu Boden stürzen, sein Kopf schmerzte höllisch und dann ein helles Licht. Wo war er!? Da vernahm er eine Stimme: „Herzlich Willkommen im Himmel, Hase Hoppel!“ „Oh, das muss ein Irrtum sein!“, meinte Hoppel entgeistert. „Ich bin ein Osterhase und Osterhasen kommen nicht so einfach in den Himmel, gerade nicht so kurz vor Ostern, wo doch so viel Arbeit ist!“ „Ach, lieber Hoppel, wie du siehst, fragt dich keiner, ob du Zeit hast, um in den Himmel zu kommen. Jeder Tag deines Lebens kann dein letzter sein!“, meinte die Stimme sanft. „Wer bist du überhaupt!?“, wollte Hoppel ungeduldig wissen. „Ich bin der liebe Gott!“, antwortete sein Gegenüber. Nun verschlug es Hase Hoppel die Sprache. Er begriff. Er war tot. Weit weg von der Erde und dem irdischen Leben. Weg von seiner Familie, seinen Freunden. Da wurde er sehr traurig. Er hatte sich keine Zeit genommen um mit seinen Kindern herumzutollen, keine Zeit gefunden ein aufmerksames Gespräch mit Rosi zu führen. Und wann hatte er das letzte Mal ein liebes Wort der Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Achtsamkeit seiner Frau gegenüber geäußert!? Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern. Hoppel war so beschäftigt mit Eier färben gewesen, dass ihm der Blick für das Wesentliche, das wirklich Wichtige im Leben verloren gegangen war.
„Lieber Gott, ich kann noch nicht hier bleiben, ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen. Ich möchte meiner Familie und meinen Freunden sagen, wie wichtig sie mir sind und wie sehr ich sie lieb habe!“, versuchte Hase Hoppel den lieben Gott zu überzeugen, ihm doch noch eine zweite Chance für das Leben auf der Erde zu geben. Und da es sich um ein Märchen handelt und dem lieben Gott bekanntlich Barmherzigkeit nachgesagt wird, bekam Hoppel noch eine Chance.
Hoppel erwachte. Er fuhr sich mit seiner Pfote über die Hasennase, bewegte zuerst das linke Hasenbein, dann das rechte. Auch seine Löffelohren waren unversehrt. Er setzte sich aufrecht hin. War das ein Traum gewesen oder Wirklichkeit!? Er wusste es nicht so genau. Aber eins wusste Hoppel: In Zukunft wollte er viel mehr Zeit mit seinen Lieben verbringen und weniger arbeiten. Denn heute schon konnte der letzte Tag in seinem Leben sein!
In diesem Sinne wünsche ich euch ein frohes Osterfest mit ganz viel Zeit für und mit euren Lieben! Genießt eure gemeinsame Zeit bewusst und lasst es euch gut gehen!
Das wünscht euch
Cornelia
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